AD(H)S

AD(H)S, Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom sind Bezeichnungen für ein Erscheinungsbild, das wesentlich von Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist, wobei diese drei Auswirkungen getrennt voneinander auftreten können und die Hyperaktivität nicht immer zwingend als Symptom vorhanden sein muss.

Symptome von AD(H)S

Die Symptome treten besonders in Situationen auf, in denen eine längere Aufmerksamkeit bzw. eine zielgerichtete Tätigkeit notwendig ist wie z. B. in der Schule, bei den Hausaufgaben oder bei Gruppenaktivitäten:

Betroffene neigen dazu Aufgaben hektisch, fehlerhaft oder unvollständig zu erfüllen. Sie haben Schwierigkeiten Einzelheiten zu beachten, gehen ohne Plan vor und neigen zu vorschnellen Problemlösungen, die letztlich das Problem nicht lösen. Sie sind ungeduldig und es fällt ihnen schwer z. B. Lösungswege einzuhalten.
Außerdem haben sie Schwierigkeiten bei einer Aktivität zu bleiben und diese zu Ende zu führen. Sie wirken daher sprunghaft und sind leicht ablenkbar. Menschen mit AD(H)S können ihre Aktivitäten schlecht organisieren und verlieren häufig das Ziel aus den Augen. Daher werden sie oft als unordentlich, unzuverlässig und vergesslich wahrgenommen. Einem Teil der Betroffenen fällt es zudem schwer, ruhig sitzen zu bleiben: Sie rutschen auf dem Stuhl hin und her und wirken wie „aufgezogen“ und zappelig. Sie neigen zu unbedachtem und vorschnellem Verhalten, platzen häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage überhaupt zu Ende gestellt wurde und verstoßen aufgrund ihrer Impulsivität oft gegen Regeln. Ihr Verhalten ist dabei weder der Situation angemessen noch entspricht es dem Verhalten Gleichaltriger in vergleichbaren Situationen.
Daher wird es oft als störend empfunden, was zu Ausgrenzung und Isolation führen kann. Zudem reagieren von AD(H)S Betroffene sehr empfindlich auf ihre Umwelt: Sie fühlen sich bei leichten Berührungen bereits gestoßen, brechen entweder schnell in Tränen aus oder geben sich betont ungerührt oder unbeteiligt. Darüber hinaus beschweren sie sich oft über Geräusche, obwohl sie teilweise selbst sehr laut sind.

In der Schule
können Kinder mit AD(H)S aufgrund all dieser Auswirkungen häufig ihr Potential nicht entfalten, obwohl sie meist sehr intelligent, kreativ und einfallsreich sind. Bei 45 bis 50 % der Betroffenen werden zudem Lern- und Leistungsstörungen wie z. B. LRS  und Dyskalkulie festgestellt. Diese sind einerseits auf die ungünstige Arbeitshaltung bzw. die durch das Verhalten hervorgerufenen sozialen Konflikte und andererseits auf eine unmittelbare Lernbeeinträchtigung der Kinder zurückzuführen.

Daher sind wesentliche Kernpunkte
in der Lerntherapie – neben dem Aufbau der fehlenden Grundlagen in den Bereichen LRS bzw. Dyskalkulie – auch die Verbesserung dieser Arbeitshaltung, die Aneignung und Automatisierung günstiger Strategien, die Verbesserung der Impulskontrolle sowie die Stärkung des Selbstbewusstseins und des Selbstbildes.

Da die Ausprägung und die damit verbundenen Belastungen von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sind, ist eine genaue Diagnostik – im Vorfeld der eigentlichen Therapie – wichtig, um gezielt (möglichst in guter und enger Zusammenarbeit mit Eltern und Schule) helfen zu können.

AD(H)S – Diagnosekriterien

Unaufmerksamkeit
  • Einzelheiten nicht beachten
  • Flüchtigkeitsfehler
  • mangelnde Daueraufmerksamkeit
  • nicht zu hören können
  • Aufgaben nicht zu Ende bringen
  • leichte Ablenkbarkeit
Hyperaktivität
  • zappeln
  • nicht (still) sitzen bleiben können
Impulsivität
  • herausplatzen
  • nicht warten können

Dyskalkulie

Dyskalkulie, Rechenschwierigkeiten, Rechenschwäche, Rechenstörung sind nur ein Teil der vorhandenen Bezeichnungen, die ein Erscheinungsbild beschreiben:
Betroffene mit Rechenschwierigkeiten haben „besondere Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens“ und Probleme sich in der „Welt der Zahlen“ zurechtzufinden.

Sie können oft auch vermeintlich leichte Aufgaben nicht lösen und vermeintlich einfache Rechenoperationen nicht verstehen – obwohl sie intelligent, körperlich und seelisch gesund sind, regelmäßig zur Schule gehen und meist auch viel üben. Betroffene haben – oft aufgrund fehlender Grundlagen – kein bzw. ein fehlerhaftes Verständnis und eine unzureichende Vorstellung zu den Grundrechenarten sowie zu mathematischen Begriffen wie Zahl und Stellenwert aufgebaut. Zahlen sind für sie oft reine Symbole und werden nicht als Mengen verstanden. Zudem haben sie sich oft nicht- zielführende Lösungsmuster und „Mechanismen“ angeeignet, um diese fehlenden Vorstellungen auszugleichen.

Ohne einen nachträglichen Aufbau der notwendigen Grundlagen und eine entsprechende Förderung ist es für Betroffene nicht möglich, einen Weg aus dieser Misere zu finden und Lernfortschritte zu erzielen.

Dyskalkulie / Rechenschwierigkeiten – mögliche Symptome 

Bis heute gibt es keine einheitliche wissenschaftliche Definition für das Phänomen „Dyskalkulie“ und auch die Ursachen sind noch weitgehend unerforscht.

Dennoch gibt es eine Reihe von Hinweisen, die auf eine Dyskalkulie deuten können:

  • Probleme beim Benennen und Schreiben von Zahlen
  • Aufgaben können nur mit Hilfe der Finger gelöst werden
  • Rechenarten werden verwechselt
  • Jede Zahl muss von vorne durchgezählt werden
  • Rechenschritte werden nur auswendig gelernt und können nicht auf andere Aufgaben übertragen werden
  • Fragestellungen in Textaufgaben können nicht in Zahlen „übersetzt“ werden
  • Fehler beim Zählen
  • Probleme beim Ordnen, Sortieren und Vergleichen von Dingen
  • Unklarheiten bei Begriffen zu Ort, Zeit oder zu Mengen
  • Probleme bei der räumlichen Orientierung

LRS

Lese-Rechtschreibschwäche, Legasthenie, LRS sind Bezeichnungen für im Grunde ein und dieselbe Sache mit lediglich unterschiedlicher Ausprägung:

Betroffene haben langanhaltende bzw. dauerhafte Probleme beim Lesen, Verstehen und Schreiben von Wörtern und Texten. Obwohl sie intelligent, körperlich und seelisch gesund sind, regelmäßig zur Schule gehen und meist auch viel üben. Ihnen gelingt es nicht (oder nur sehr fehlerhaft), gesprochene Sprache in geschriebene Sprache zu „übersetzen“ und umgekehrt. Ihnen fällt es schwer, sich die richtige Schreibweise von Wörtern einzuprägen. Das Lesen gelingt nur sehr stockend, Inhalte werden dabei oft gar nicht verstanden.

Andere Bezeichnungen
für das Erscheinungsbild „Lese-Rechtschreibschwäche“

  • Dyslexie
  • Lese-Rechtschreibstörung
  • Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten
  • Teilleistungsstörung oder Teilleistungsschwäche im Bereich des Lesens und Schreibens

Die Erscheinungsform und die Ausprägung sind bei den Betroffenensehr unterschiedlich.
Es ist daher wichtig, möglichst genau herauszufinden, wo die Schwierigkeiten liegen, um schließlich sinnvoll und gezielt helfen zu können.

Lese-Rechtschreibschwäche hat viele Gesichter:

  • Buchstaben-Dreher
  • geringes Leseverständnis
  • Fehler-Inkonstanz
  • Lesen und Schreiben kostet sehr viel Kraft und Zeit
  • Wörter sind unleserlich
  • Wörter werden beim Lesen ersetzt
  • Fehler in der Buchstaben-Reihenfolge
  • Buchstaben-Auslassungen
  • niedrige Lesegeschwindigkeit

Was ist Lerntherapie?

Lerntherapie ist eine auf die/den Betroffene(n) zugeschnittene, individuelle Förderung – und weit mehr als ein bloßes Lese-, Schreib- oder Rechentraining.

Auch geht es – im Gegensatz zur klassischen Nachhilfe – nicht darum, versäumten oder aktuellen Schulstoff aufzuarbeiten.
Vielmehr ist der Ansatz der Lerntherapie, das Kind und seine Bedürfnisse, Schwierigkeiten, aber auch Fähigkeiten „im Ganzen“ zu sehen, um neue Lernwege zu eröffnen und Wege aus der „Krise“ zu finden. Das Fehlen wichtiger Grundlagen und ein fehlendes Grundverständnis im Lesen, Schreiben bzw. Rechnen sind für den Großteil der Lernschwierigkeiten verantwortlich.

Daher werden diese in der Lerntherapie aufgebaut, Stück für Stück eingeübt und schließlich gefestigt.
Außerdem soll das Vertrauen in das eigene Können (wieder-)entdeckt und die Freude am Lernen geweckt werden.

Dies erfordert Geduld (auf allen Seiten), Zeit, eine vertrauensvolle Atmosphäre und vor allem eine ausführliche, individuelle Diagnostik im Vorfeld der eigentlichen Lerntherapie.